Heute wird ein harter Tag, 14 Stunden auf dem Kutschbock, denn wir wollen es weit in den spanischen Süden schaffen.
Der Tag startet schon wieder mit einem perfekten Frühstück – ich werde noch fett auf dieser Reise. Zum Ausgleich gibt es später am Tag zum Mittag nur Mutter Giselas Gemüsesticks.
Aber erstmal schauen, ob Sir Lawrence heute bessere Laune hat. Und tatsächlichen springt die Karre mit dem ersten Dreh des Zündschlüssels an. Doch alles ok mit dem Auto?! Unsere neueste Hypothese: Die Reihenfolge der Handgriffe beim Aufschließen, Einsteigen, Wegfahrsperre deaktivieren und Zündschlüssel drehen ist entscheidend. Wer denkt sich sowas aus?
Raus aus Andorra geht viel schneller als rein. Ruckzuck sind wir an der spanischen Grenze – und werden prompt rausgezogen. Zum Glück werden wir nur eben oberflächlich und sehr freundlich gefilzt. Die Steueroase scheint wohl zwielichtige Gestalten anzulocken.
Unser Weg führt heute zunächst nach Barcelona, zu meinen Kollegen von Lenze España. Ich habe mich mit Oscar Chávez verabredet, dem Leiter des Standortes, ein guter Kumpel von mir. Er erwartet uns bereits, als wir auf den Hof rollen – es ist ein herzliches Wiedersehen. Gemeinsam mit vielen spanischen Lenzianern machen wir erstmal ein schickes Gruppenbild. Zu unserer Überraschung bekommen wir gleich mehrere tolle Gastgeschenke überreicht: Zwei Leathermans, einen Miniaturnivellierer und noch ein dickes Lunchpaket für die Fahrt.
Beim obligatorischen Kaffee diskutieren wir die aktuelle wirtschaftliche Lage und neue Möglichkeiten der engeren Kooperation zwischen unseren Teams in D und ES. Ein kleines Stück Job auf der Reise nach Westafrika.
Schweren Herzens müssen wir uns dann doch trennen, denn es liegt noch soviel Tagwerk vor uns. Inzwischen ist es nicht nur warm, sondern richtig drückend heiß geworden, 28 Grad. Zum Glück hat das Auto keine Klimaanlage.🤦♂️ Das wird ja noch was werden in Afrika…
Gestern in Frankreich beherrschten duftende, violette Lavendelfelder das Landschaftsbild, heute sind es schier unendliche Orangenhaine und Mandarinenfelder. Einfach nur schön. Beim nächsten Tankstop erleben wir eine doofe Überraschung. Wir stehen an einer Autobahntankstelle mit vielen Autos und Menschen. Und in unserer unmittelbaren Nähe wird – unbemerkt von allen – die Seitenscheibe eines Autos eingeschlagen und der Inhalt entwendet. Und keiner hat etwas bemerkt! Wir werden ab jetzt wohl etwas aufmerksamer sein müssen.
Die eigentlich unangenehme Überraschung kommt für uns aber erst noch: Beim Versuch den Anlassens verweigert Sir Lawrence erneut konsequent seinen Dienst. Wieder Starthilfe besorgen – aber jetzt reicht’s! In der nächstgrößeren Stadt Castellon bekommt der Querulant einen ‚Herzschrittmacher‘. Der Booster, so etwas wie eine Powerbank, soll dabei helfen, dem Esel beim Startvorgang richtig Feuer unter’m Hintern zu machen. Problem gelöst (hoffentlich)!
Währenddessen werden auf unserem Rallye-internen WhatsApp-Kanal die ersten Pannenfotos gepostet. Katzenbilder wären mir lieber! Werner im Opel Omega hat die Segel streichen müssen: Motor geplatzt. Er musste die Karre kurz hinter der spanischen Grenze stehen lassen, die Rallye abbrechen und ist auf dem Weg nach Hause. Zu schade.
Wir reißen weiter Kilometer und lassen das Tagesziel Valencia hinter uns. Wenn es irgendwie geht, dann wollen wir noch Granada erreichen. Wir könnten auf diese Weise morgen noch ganz entspannt nach Ronda und in die wunderschönen weißen Dörfer Andalusiens fahren. Noch mehr Sightseeing! Wir!!
Platt und ausgelaugt erreichen wir gegen Mitternacht tatsächlich unsere heutige Bleibe in Granada, die wir unterwegs über Booking klargemacht haben. Am Ende kommen 15 harte Stunden im Sattel zusammen.
Strecke: ~1.100 Kilometer
Wetter: Am Morgen kalt, vormittags warm, nachmittags heiß
Team: Gut gelaunt
Sir Lawrence: Morgens hui, nachmittags pfui