Tag 4 | Granada, Ronda, weiße Dörfer, Andalusien

Dieser Tag ist der Hammer. Als ich heute morgen auf FindPenguins den Tag mit dem Titel „Rallye Andalusien“ belegte, wusste ich noch nicht, wie sehr ich damit recht behalten sollte. Aber der Reihe nach.

Der Tag beginnt gemächlich, nach dem Ritt gestern schlafen wir lang. Sir Lawrence gibt sich gutmütig, wir müssen den Booster nicht anwerfen. Beim Losfahren gegen 10.00 Uhr zeigt das Quecksilber bereits 20 Grad. Das wird ein guter Tag.

Wir nehmen von Granada aus die bergige Straße Richtung Ronda. BTW: Nein, die Alhambra haben wir nicht angeschaut. Das hätte zu viel Zeit gekostet. Nach hundert Kilometern fällt Cord auf, dass er seinen Hotspot, ein kleines oranges Gerät, nicht mehr bei sich hat. Liegt wohl noch im letzten Hotel irgendwo unter’m Bett. Wow, das ist wirklich superärgerlich. Schon gestern haben wir beim Tanken den Tankdeckel aus Schludrigkeit eingebüßt. Die Verluste häufen sich. Doch getreu dem Motto „vorwärts immer, rückwärts nimmer“ fahren wir – zugegeben etwas grimmig – weiter. Aus der Box brodeln zum Verbessern der Laune maurisch-betörende Techno-Beats. Allerbeste Rallye-Musik.

Gegen Mittag erreichen wir Ronda im strahlenden Sonnenschein. Die wunderschön gelegene Stadt zeigt sich von ihrer allerbesten Seite; zumindest äußerlich. Als wir durch die Stadt cruisen, kommen wir fast nicht durch. Selbst im November ziehen Massen von Touristen durch die Straßen, vor allem in der Nähe der Brücke zwischen alter und neuer Stadt. Wir lassen die Massen lieber hinter uns und fahren zum Mirador La Hoya, dem besten Punkt, um die Brücke mit der Drohne anzufliegen. Jetzt ist der ‚Knöppedrücker‘ in seinem Element, Drohne, DSR-Kamera, Handy – ich mache schicke Aufnahmen ‚bis der Arzt kommt‘. Der Drohnenüberflug bringt ganz besonders tolle Bilder.

Doch dann – wie sollte es anders sein – legt Sir ‚Esel‘ Lawrence Protest ein. „Die Weiterfahrt verzögert sich auf unbestimmte Zeit“, wieder kein Zucken beim Anlassen. Aber wir haben ja den Herzschrittmacher. Cord und ich machen noch eine Wette, und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Der Booster funktioniert natürlich NICHT. Und NATÜRLICH stehen wir beim Mirador ganz allein, falsch herum, in einem Schotterweg. Entzückend. Und damit nicht genug: Die beiden Autos, die vorbeifahren, Spanier, verweigern uns die Hilfe. Alter Schwede!

Es braucht ein gutes Stück Gelassenheit, Corpsgeist und einen gestandenen KFZ-Meister, um aus der Nummer noch einen perfekten Tag zu machen. Der es aber wird. Wie bei ‚Wicky und die starken Männer‘ hat Cord im richtigen Moment die richtige Idee: Mit einem Stück Kabel (oh, Cord hat doch ein paar Hilfsmittel dabei) brückt er den Magnetschalter des Anlassers. Hossa, sofort erwacht der Diesel aus dem Schlaf. JETZT ist klar, wo der Frosch die Locken hat. Und so können wir tatsächlich die Reise – bestens gelaunt – fortsetzen.

Und es wird noch viel besser: Statt den Schotterweg zurück zu fahren, explorieren wir den Pfad voraus und werden prompt belohnt. Schon nach ein paar Kurven wird der Weg holprig und eng genau nach unserem Geschmack. Die ersten guten Fahraufnahmen sind im Kasten, als ein kleines Flussbett vor uns auftaucht. Ein Bad für Sir Lawrence, was für eine Gaudi! Mit voll Karacho durch das gurgelnde Bächlein, wunderbar für das Kind im Manne. 🙂

Über Grazalema und Ubrique, die beiden wunderschönen weißen Dörfer, wollen wir zurück an die Küste. Wir nehmen hier einen Kaffee und dort ein paar Tapas, bevor uns Google zu einem Umweg zwingt. Keine Ahnung wer hier fahren soll, denn nach wenigen hundert Metern geht der Asphalt in Piste und Schotter über, durch wunderschöne Pinien- und Korkeichenwälder. Plötzlich – wie gemalt – taucht vor uns ein matschiger Streckenabschnitt auf. Wieder muss Lawrence zeigen was er kann. Und er kann! Nun ist auch die passende Patina am Auto.

Glücklich und zufrieden ziehen wir anschließend unsere Bahnen auf den engen Serpertinen der Sierra bis hinunter nach Algeciras. Das war ein wirklich wunderbarer Tag. Nach einer kleinen Shopping-Tour bei Lidl geht es heute mal früher ab in die Koje. Morgen müssen wir pünktlich auf die Fähre. Lustigerweise treffen wir vor dem Hotel noch ein paar Österreicher, die auch nach Gambia fahren. Auch mit alten Autos, auch als Rallye, auch mit dem Charity-Gedanken.
Gute Nacht!

Strecke: ~500 kurvige Kilometer 
Wetter: Vormittags warm, nachmittags heiß
Team: Bestens gelaunt
Sir Lawrence: Morgens hui, nachmittags bockig wie ein Esel – aber wir haben den Fehler!

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