Tag 8 | Aus den Dünen von Erg Chebbi durch den Atlas

Es ist kalt als ich im engen Zelt aufwache, Tau rinnt die Zeltbahn hinunter. Cord schläft noch als die Sonne gerade über die hohen ockerfarbenen Dühnen blinzelt; der Himmel blau, der feine Sand eiskalt. Ich steige auf die nächste Dühne und kann weit auf das schier endlose Meer aus Sand hinausschauen. Eine fantastische Atmosphäre.

Außer uns, Kate und Mike ducken sich noch etwa ein Dutzend meist große Wohnmobile im weitläufigen Gelände unter die Palmen. 

Auf der Exkursion zum Waschhaus entdecke ich einen großen Pool und ein Gästehaus mit einer Inneneinrichtung aus Tausendundeine Nacht. Dort gibt es frisch zubereiteten Milchkaffee, den ich zurück in unser Lager trage. Mittlerweile sind die anderen wach, Kate hat auch schon Kaffee parat. 

Während wir noch unseren Zeltplatz räumen, verabschieden sich Kate und Mike, sie wollen schon los. Nach dem Bezahlen – umgerechnet 7€ die Nacht – kommen auch wir los. Schon nach ein paar Kilometern der erste Stopp – Fotoshooting mit Sir Lawrence und gelangweilten Dromedaren. Kaum losgefahren halten wir schon wieder: Der Renault von Mike ist liegengeblieben. Hinterachsschaden, wie sich später herausstellen wird. Mike erzählt, dass es plötzlich laut gekracht hat – da ist er lieber rechts rangefahren, um uns zu kontaktieren; und prompt sind wir schon da. Nach kurzer fachmännischer Begutachtung durch unseren Chefmechaniker geht die Fahrt weiter, wir voraus, Kate und Mike langsam hinterher.

Wir finden eine Werkstatt, die sich den Schaden eingehend anschaut. Insgesamt stehen bald 10 Leute um das Auto. Die Diagnose ist schnell klar: Die Drehfederung in der Hinterachse ist gebrochen, Weiterfahrt nicht möglich. Der Mechaniker ist aber zuversichtlich. Es dauert wohl aber bis morgen, um das Ersatzteil aus Casablanca (!) zu besorgen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen fahren Cord und ich weiter; die beiden bleiben dort, nehmen sich ein Hotel. Ein Tag weniger, um zum nächsten Pflichttreffpunkt am kommenden Dienstag in der Westsahara zu kommen. Das wird für die Beiden in den kommenden zwei Tagen dann ein Höllenritt über 1.800 Kilometer. 

Unterwegs ändert sich die Landschaft bald alle 50 Kilometer, jetzt fahren wir gerade durch Geröllgebirge. Überall an den Straßen werden Fossilien, ‚Edelsteine‘ und Meteoritensplitter angeboten. Nix für uns, die Lieben daheim werden ohne diesen Tand auskommen müssen.

Nach der nächsten Kurve gurgelt plötzlich wieder ein kleines Bächlein, eine Oase schmiegt sich elegant an den Berghang. Schick und einladend – aber wir müssen Strecke machen. Deshalb fallen auch die attraktive Nebenstrecke zu den Wasserfällen und der Abstecher nach Marrakesh aus. Mach ich dann später mit Andrea als Herbsttrip.

Der Nachmittag plätschert unspektakulär dahin, wir genießen die grandiose Aussicht in die bergige Landschaft, die in der untergehenden Sonne in traumhaften Braun- und Ockertönen leuchtet. In den vielen kleinen Ortschaften entlang der Strecke herrscht buntes Treiben, ich könnte tausende Fotos machen.

Auffällig ist, dass an den Rändern vieler Dörfer und Kleinstädte, auch hier im Atlasgebirge, immer wieder größere Baugebiete ausgewiesen und erschlossen sind. Marokko hat deutlich sichtbar ein junge, wachsende Bevölkerung.

Gegen 21:00 erreichen wir Taliouine, in der es mehrere Unterkünfte gibt. Eine heißt ‚Auberge Restaurant le Safran‘ – ok, Entscheidung gefallen.

Gegenüber vom Hotel hat das schmucklose Restaurant gerade noch offen. Es gibt einen herrlichen Salat mit Tomate, Zwiebel, Oliven und Kräutern. Und dann – ich hatte bisher noch nicht davon berichtet – Tajine, einen typischen marokkanischen Eintopf. Es gibt unendlich viele Varianten dieses herrlichen Gerichtes. Dieser hier ist ein Berber-Eintopf mit Fleisch und Ei. Saugut. Überhaupt ist das Essen hier sehr gut.

Das Länderspiel (Deutschland verliert gegen die Türkei 2:3) haben wir zum Glück nur im Ticker verfolgt.

Strecke: ~540 Kilometer durch die Wüste und Atlas
Wetter: Morgens kalt, nachmittags heiß
Team: Entspannt 
Sir Lawrence: Fit

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