Blog schreiben und die Massen an Filmmaterial sichten bis die Augen irgendwann zugefallen sind – die Nacht war kurz. Nach einem guten Frühstück fahren wir den kurzen Weg bis zum Pflichttreffen, an dem der gesamte Rallyetross teilnimmt.
Es gibt ein paar gute Informationen zum weiteren Verlauf der Reise. Die nächsten Tage werden wir im mauretanischen Teil der Sahara verbringen. Ich bin seeehr gespannt.
Nach der Ansprache verteilt sich der Tross in der Stadt. Einige decken sich für die Wüste noch mit Getränken und Lebensmitteln ein, andere gehen direkt in‘s Café. Wir begleiten zunächst Kate und Mike in die „Autowerkstatt-Straße“. Die heißt tatsächlich so, weil sich hier Schrauberstube an Schrauberstube reiht. Und was für welche. Es ist einfach unglaublich, was hier für ein Durcheinander herrscht. Auf den Fotos ist das ein Stück weit zu erahnen.
Mike lässt sich für schmale Euros noch einen Unterfahrschutz unter den Renault schweißen. Er hat verständlicherweise Angst um seine dünnwandige Alu-Ölwanne. Ein paar andere Teams tun es ihm gleich. Ein Schweizer Team lässt sich noch aus Spaß eine Dachreling schweißen. Wir sind nur Zuschauer, Sir Lawrence ist bestens ausgestattet. Wir schiessen lieber Fotos der Szene. Zuhause darf man die eigentlich nicht zeigen, jedenfalls niemandem von der Berufsgenossenschaft.😂
Plötzlich sehe ich in der Menge Markus mit Vesuvio. Ihr wisst schon, der Markus, den wir vor fünf Jahren auf dem Pamit-Highway in Tajikistan trafen. Es ist ein herzliches Wiedersehen. Zusammen mit ein paar anderen Teilnehmern setzen wir uns in Sichtweite zu den Werkstätten in ein Straßencafé und kaffeesieren. Markus hat eine Menge zu erzählen, wieso, weshalb warum er genau jetzt, genau hier ist. Er wird uns jetzt in Richtung Gambia eine Weile begleiten und dann mal schauen. 😀 Wie immer ist Markus eher mit einer groben Idee als mit ein ausgefeilten Plan unterwegs.
Vielleicht geht es auch bis nach Südafrika höre ich ihn sagen, bevor der Troß sich langsam aus der Stadt bewegt. Heute nehmen alle Teams die gleiche Strecke – es gibt nur die eine. Es ist bedeckt und nicht mehr so heiß. Wir schauen noch kurz in einem Supermarkt vorbei und decken uns mit Wasser, viel Wasser und Keksen ein. Hier trinke ich pro Tag im Augenblick mindestens drei Liter. Neben dem Supermarkt ist eine Tankstelle, der Wagen hat auch eine Menge Durst. Der Tankwart füllt dienstbeflissen in aller Ruhe unseren Tank und einen Reservekanister. Plötzlich kommt Geschrei und Hektik auf, der Tankwart läuft aufgeregt in die hintenliegende Küche. Um gleich darauf wieder heraus zu schiessen und den Feuerlöscher aus der Halterung zu reißen. Ich blicke an ihm vorbei und sehe, dass die Küche lichterloh brennt. Nach dem der Tankwart dieses Problem gelöst hat, kommt er zurück geschlurft, hängt den Löscher gemächlich in die dafür vorgesehene Halterung und kassiert mich in aller Ruhe ab.
Brand auf der Tankstelle. In Deutschland? Undenkbar!!
Ziel der heutigen Etappe ist eine Raststätte mit angeschlossenem ‚Hotel‘, 100 Kilometer vor der mauretanischen Grenze. Für uns ist es der erste Tag, an dem wir so etwas wie Kolonne fahren. Nicht so mein Ding. Gleich nach dem Start kommen wir an Kitesurf-Camps vorbei, in dieser Beziehung hat das Land enormes Potential. Unterwegs halten wir an einer heruntergekommenen Raststelle und trinken Tee. Dabei kommen wir mit zwei Polen ins Gespräch, die mit dem Fahrrad unterwegs sind. Bis hierher!! Wir quatschen – wie das so unter Overlandern üblich ist – über Land, Leute und frühere Erlebnisse. Seemannsgarn für Rallyefahrer. Dabei erzählt der jüngere der beiden beiläufig, dass sie für fünf Jahre unterwegs sind. Fünf Jahre! FÜNF!! Aus Europa, einmal rund Afrika und quer durch Asien. Unfassbar.
Nach knapp vier Stunden Fahrt durch karge Wüste (die Straße ist brillant ausgebaut) kommen wir nach Bir Gandouz, einem öden kleinen Ort ohne jeden Charme. Die Tankstelle ist ein ‚lost place’ – wer jetzt noch tanken muss, hat Pech gehabt. Das Hotel selbst war bestimmt mal ganz cool, denn die weitläufige Empfangshalle ist als zu einer Seite offener Riad gestaltet, der von einem riesigen Zelt überspannt wird.
Aber die Herberge ist reichlich heruntergekommen und meine Buchung über Booking hat nicht funktioniert. Also gibt’s ein Doppelzimmer ohne jede Ausstattung, Gemeinschaftsduschen, von denen immerhin eine funktioniert. Die Keramikinstallationen im Sanitärbereich haben, vorsichtig beschrieben, die guten Zeiten hinter sich. Zum puren Übernachten wird es reichen. Ich gehe noch quer durch den Ort zu einer Grillbude, ein Schlachter mit einem Holzkohleofen vor der Tür. Ein wackeliger Tisch, zwei Plastikstücke. . denn seit dem Frühstück gab’s nur trockenen Keks. Ich hab den Teil des Länderspiels verpasst, in dem Österreich das zweite Tor geschossen hat – zum Glück war ich essen.
Strecke: ~380 Kilometer, ein eher kurzer Renntag
Wetter: Heute angenehm, der Himmel ist bedeckt
Team: Müde, aber entspannt und GEspannt
Sir Lawrence: Alles hübsch
Musste herzhaft schmunzeln: scheint ja nicht Tüv konform zuzugehen 😉