Aufstehen, Kaffee machen, Schlafsäcke und Zelt verpacken, kleine Morgentoilette – das ist nun schon fast zur Routine geworden hier in der Wüste.
Heute Morgen geht es gemächlich zu, denn wir werden den Vormittag hier am Strand verbringen. Cord geht laufen, die Dresdner Allradler testen die Fähigkeiten ihrer schweren Hyundais in den seichten Dünen und ich nehme noch einmal die Angel zur Hand. Doch irgendwie ist Petris Heil nicht mit mir. Mieses Angel-Karma.
Da schreibe ich im Schatten lieber noch ein wenig in den Blog. Die ganze Zeit geht mir die bewegende Nachricht eines Bekannten nicht aus dem Kopf, der in großzügiger Weise für unser Projekt „Geburtshaus‘ gespendet hat.
Interessantes Projekt.
Es gab mal eine Studie, welche die Frauen als einen Hebel für eine bessere Welt identifizierte. Denn Bildung für Frauen wirkt sich auf vielen Ebenen positiv aus: vom Kampf gegen die Überbevölkerung bis zur Steigerung der Wirtschaftsleistung. Ein erster Schritt ist die Aufklärung, dann der Kontakt mit gebildeten Menschen, bis hin zu einer höheren Wertschätzung der Frauen. Ich denke, dass mit diesem Projekt ein passender Ort geschaffen wird.Gute Sache.
Besser kann man nicht beschreiben, weshalb der Charity-Gedanke unserer Reisen so bedeutsam ist. Gleichzeitig ist es eine tolle Resonanz und ein Ansporn, noch mehr zu tun. Gemeinsam mit DBO, dem Träger des Projektes, beschließen wir, unsere Spendenaktion noch ein Stück auszuweiten. In einem zusätzlichen Projektteil kann nun auch für die medizinische Ausrüstung gespendet werden.
So gehen die ersten Stunden des Tages dahin, bis wir endlich um 14:00 Uhr die Pferde satteln Richtung Nuakchott. Ich habe keine rechte Vorstellung von dem, was mich in der mauretanischen Capitale erwartet.
Einige Teams wollen dort auf einen Campingplatz am Meer nächtigen. Für Team Südheide ist jedoch klar: Wir brauchen heute: Eine Dusche, ein vernünftiges Abendessen, ein Bett. Und zwar genau in der Reihenfolge.
Nach und nach wird die Straße besser, es sind wieder mehr Autos zu sehen und irgendwann erscheint Nuakschott, die Hauptstadt am Horizont. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Tagelang haben wir niemandem gesehen und jetzt liegt ein Moloch mit einer Millionen Menschen direkt vor uns. Seit ein paar Stunden ziert ein gehörnter Bullenschädel unseren Kühler – das Schmuckstück habe ich irgendwo am Straßenrand aufgelesen. Völlig unbehelligt passieren wir mit Hörnern aber ohne Nummernschilder gleich mehrere Polizeikontrollen auf dem Weg in die Innenstadt.
Am Ende ist das nicht einmal verwunderlich, denn der bedauernswerte Zustand vieler Fahrzeuge um uns herum ist einfach unbeschreiblich. Diese Bilder – ein Sodom und Gomorrha für jeden TÜV-Prüfer.
Am Rande der großen Einfallstrasse kommen wir an einem Sinnbild enttäuschter afrikanischer Hoffnungen vorbei: Ein großer Vergnügungspark mit Riesenrad, total heruntergekommen, voller Müll und dem Verfall geweiht. Über dem Eingang ein windschiefes Schild mit der Aufschrift ‚Dreamland Ocean‘. Was für eine Symbolik.
Nach ein paar Umwegen finden wir ein angemessenes Hotel am Rande des Diplomatenviertels, deutsche, algerische und russische Botschaftsgebäude sind nur ein paar Steinwürfe entfernt. Das Viertel ist einigermaßen schick, in einigen Nebenstraßen sehen wir Privathäuser, die einigen Wohlstand zeugen. Es ist wie überall in der Welt: Wo Armut, da auch Reichtum.
Die erste Tat nach dem Einchecken: Duschen DUSCHEN!! Selten habe ich diese Form der Körperpflege so genossen wie in diesem Moment. Kaltes, sauberes Wasser perlt auf meiner Haut. Das tut so unfassbar gut nach dieser tagelangen Orgie aus Schweiß, Sand und Staub.
Nach dem Wellness-Vergnügen haben wir uns mit Kate, Mike, Micha und Franz zum Essen verabredet. Es soll einen guten Libanesen geben. Auch diese Stadt ist trotz des Elends, was wir in den Straßen und Gassen sehen, völlig friedlich und harmlos. So können wir ohne Bedenken im Dunkel des Abends zu Fuß zum Restaurant laufen.
Die Empfehlung erweist sich als Glücksgriff, das ‚Fayrouz‘ hat ein tolles arabisches Ambiente und eine hervorragende Küche. Da wir seit Tagen nur Camping-Küche hatten, bestellen wir reichlich von der bunten Karte. Als die Gerichte kredenz werden, ist der Tisch überbordend voll: Falafel, Hummus, Grillspieße, Schafskäse, Salate, Hackbällchen, Hühnchen, Frites, Reis und vieles mehr. Dazu fantastische Mojitos – ‚virgin‘ natürlich. Wir haben das falsch eingeschätzt: Am Ende sind es solche Mengen, dass wir nicht alles von dieses tollen Gerichten essen können. Das fühlt sich – Armut und Elend um uns herum – nicht wirklich gut an.
Cord und ich versuchen nach dem Essen noch eine anständige Bar zu finden, Google hat zumindest zwei vielversprechende Tipps parat. In einem Hinterhof sehen wir zunächst Jugendlichen beim Kicken zu. Zu Fuß streifen wir durch die nun fast menschenleeren Straßen. Am Ende erfolglos, die tollen Tipps enden an verschlossenen Blechtoren.
So kehren wir müde und satt gegen Mitternacht tu unserem Hotel zurück. Der Wachtmeister, der unser Auto bewacht, grüßt schlaftrunken.
Strecke: ~300 Kilometer auf Piste und Straße
Wetter: brütend heiß
Sir Lawrence: Tagsüber quietscht der Keilriemen nicht, nur beim Einschalten elektrischer Verbraucher
Schöner als mit Deinem Bild auf dem Sofa kann man ein Festmal nicht zusammen fassen. 🙂
Nochmals vielen Dank für all die tollen Berichte, die Ihr uns geschenkt habt – fühlt sich für mich wie ein kleiner Urlaub an.
LG aus dem verschneiten München
Frank