Es ist vollbracht, nach 21 Tagen und 8.170 Kilometern haben wir das Ziel Banjul erreicht. Am Freitagmorgen, beim Aufwachen, realisiere ich erst richtig, dass die Reise nun vorbei ist. Gestern Abend war ich zu kaputt, um das vollständig zu erfassen. Jetzt, einmal ausschlafen später, trifft mich die Ankunfts-Melancholie. Zur Ablenkung müssen wir uns mit irgendetwas beschäftigen.
Der Freitag, Tag 21, ist recht schnell erzählt: Frühstücken, persönliche Sachen aus dem Auto ausräumen, 11:00 Uhr Briefing für alle Teams im DBO-Headquarter. Heinz Bormann, treibender Kopf der Dresden-Banjul-Organisation, stellt uns beim Briefing kurz das Headquarter und die Arbeit der DBO vor. Das Programm sieht vor, dass wir am Samstag und am Montag vier Charity-Projekte besuchen können und am Sonntag die Versteigerung der Autos stattfinden wird. Wir werden leider nur einen Teil des Programms erleben können, unser Flieger Richtung Heimat geht am Samstag um 22:00 Uhr.
Nach dem Briefing laden wir unser ganzes Equipment aus: Zelt, Schlafsäcke, Kocher, Werkzeug, Spritkanister, Ersatzräder und was sonst noch alles im Auto herumfliegt. Ein paar Teile stellen wir Mike und Kate zur Verfügung, die werden ja noch eine Weile herumreisen. Den Rest bekommt die DBO – auch die anderen Teams stellen ihre Ausrüstung auf den Hof. Die können hier ALLES gebrauchen.
Cord macht mit der Kamera noch ein paar Interviews, die er später in YouTube-Videos der Reise verbauen wird. Ich freue mich jetzt schon darüber, dass auf diese Weise die wichtigsten Eindrücke konserviert werden.
Am Nachmittag relaxen wir im Hotel und ich besorge mir noch eine lokale Daten-SIM. Auch das ist wieder ein kleines Abenteuer, bei dem ich Lamin kennenlerne, einen lokalen Straßendealer, der für `nen schlanken Euro SIM-Karten verbimmelt. Abendessen ist im BlueKitchen – wir treffen noch einmal viele Teams und lassen die Erlebnisse der letzten drei Wochen Revue passieren. Im Hotel nehmen wir noch zwei Gin/Tonic und stoßen auf die so gut verlaufene gemeinsame Reise an. Ein nahezu perfektes Duett!
Dann kommt der Samstag, unser letzter Tag in Afrika. Es wartet noch ein wichtigstes Highlight: Das Treffen mit Dr. Sulayman Sambou, kurz Doc Sol, der die medizinische Station Kundembo in Gunjur leitet. Für ihn und die von ihm geplante Geburtsstation haben wir mit unserem Spendenprojekt Geld gesammelt. Wir wollen uns unbedingt vor Ort ein Bild machen und unseren Unterstützern davon berichten. Es wird ein eindrucksvoller Besuch.
Etwa 40 Kilometer entfernt vom DBO-Headquarter in Serekunda hat Doc Sol vor Jahren seine Krankenstation errichtet. Auf einem vielleicht 3.000 qm großen Gelände stehen mehrere Gebäude. Im Zentrum der Arbeit der Station stehen vor allem die Aufklärung heranwachsender Mädchen und Jungen sowie die medizinische Grundversorgung der lokalen Bevölkerung (unter anderem Geflüchtete aus angrenzenden afrikanischen Staaten). Die Aufklärung dreht sich insbesondere um Sexualität, Gesundheit und Hygiene. Das Ziel von Doc Sol: Bei jungen Menschen Wissen und Bewusstsein für Geschlechtskrankheiten, zu frühe/ungewollte Schwangerschaften, Familienplanung, Genitalverstümmelung, Frauenrechte , etc. entwickeln. Wortreich erzählt er von seiner Arbeit und den täglichen Herausforderungen, denn seine Themen sind aufgrund von Kultur, Tradition und Religion im Alltag der jungen Menschen eigentlich tabu.
Beeindruckt bin ich von den Strategien, die der Doc entwickelt hat. Er bietet Unterricht im Nähen, Gemüseanbau und Kochen an. Familien finden das prima und schicken ihre jungen Mädchen. Ganz nebenbei werden die Aufklärungsthemen in die Wissensvermittlung eingebaut. Sehr geschickt.
Genauso clever fängt er die Jungs ein, indem er regelmäßig Fußballturniere organisiert. Immer gibt es Fußbälle oder Trikots zu gewinnen, auf die die Jungen scharf sind. Vor jedem Spiel, in der Halbzeit und nach den Spielen müssen die Protagonisten jeweils 15 Minuten zuhören. So schafft es der Doc, dass mit jedem Fußballspiel ein Schulstunde Aufklärung verbunden ist.
Ein dringender Wunsch von Doc Sol ist die Errichtung eines Geburtshauses als Erweiterung seines Konzeptes. Zu oft werden schwangere und gebärende Frauen medizinisch nicht ausreichend versorgt. Treten Komplikationen auf, so müssen die Betroffenen oft über Stunden auf einem Eselskarren zum entfernt liegenden Krankenhaus transportiert werden. Mit nicht selten schwerwiegende Folgen für Mutter oder (ungeborenem) Kind.
Und für die Errichtung eben dieses Geburtshauses bringen wir einen dicken Scheck mit. Gemeinsam mit Heinz von der DBO überreichen Cord und ich dem sichtlich überraschten und überwältigten Doc einen symbolischen Scheck in Höhe von 22.222 €. Heinz rechnet das in die lokale Währung Dalasi um und Sol beginnt vor Freude zu jauchzen. Flugs wird noch schnell ein Spaten aufgetrieben – und jetzt sind wir überrascht. Denn Team Südheide darf hier, jetzt und sofort den ersten Spatenstich machen. Was für ein bewegender Moment! Alles richtig gemacht, es war jeden Weg und alle Mühen wert: Der Bau des Geburtshauses soll noch vor Weihnachten beginnen.
Wir sind hier aber nicht die einzigen, die etwas besonderes mitbringen. Kate und Mike zum Beispiel werden hier in der Kundembo-Station eine kleine Augenklinik und eine Zahnarzt-Praxis einrichten. Sie haben entsprechende Ausstattung mit dem Auto und in einem Container transportiert. In den nächsten Wochen werden sie die Räume einrichten und auch ein paar Wochen lang vor Ort praktizieren. Eine verdammt coole Aktion, die wir sicher auch verfolgen werden. Viel Glück und Erfolg den beiden.
Auf dem Rückweg machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Strand, zum Rainbow Beach Ressort, die Emotionen der letzten beiden Stunden verarbeiten. Hier ist es herrlich, ein Kontrast zu den meisten Orten, die wir bisher gesehen haben. Sehr sauber und gepflegt. „Eigentlich könnte man jetzt hier noch ein paar Tage…“ – nein, das würde mental nicht wirklich passen, nach all dem, was wir in den letzten Wochen gesehen und erlebt haben.
Vor der Abreise lassen wir Sir Lawrence noch anständig von innen und außen waschen. Er sieht anschließend wieder hinreißend aus! Fast zu schade, um ihn hierzulassen. Deswegen nur schnell im DBO-Headquarter ein letztes Foto mit der Kutsche, noch einmal duschen, ein Dank an die Orga! und ab zum Flughafen.
Tschüss Banjul, tschüss Afrika, tschüss Rallyteilnehmer — es war verdammt, verdammt, verdammt cool!
Strecke: Nur ein paar wenige Kilometer
Wetter: Hier am Zielort ist es angenehm
Team: Nach den Strapazen der letzten Tage tut die Ruhe gut.
Sir Lawrence: Der Abschied naht – Ausräumen, eine Grundreinigung und schon sieht die dreckige Blechschüssel wieder 1a aus.
Lieber Christoph,
diese Rallye mit so einem Spendenaufkommen ist unglaublich beeindruckend.
Ich denke, nicht nur die Rallye, sondern die Begegnungen und Eindrücke dabei werden bestimmt tief bewegen.
Kommt gut wieder heim und vielleicht sieht man sich ja mal irgendwo im nirgendwo
Dankeschön
Ging mir ähnlich wie euch,war 11/2018 und 11,2022 da,alleine die reise ein kleines abenteuer,die arbeit der dbo phänomenal,und bei beiden autos tränen in den augen beim abschied.hab mittlerweile nen deutschsprechenden taxifahrer als kumpel vor ort,auch das bildersichten,erzählen is immer wieder mit emotionen verbunden.aber hab ja die wideritzlibellen vor abfahrt gecoacht.
Mein nächster start geplant märz 2026.
Schöne grüße
Wahnsinn! Sehr geil, thanks for sharing!
Jeden Tag hab ich eure Berichte verfolgt, sehr spannend. Und ja die Menschen das macht Afrika aus, ich fliege am 27.12. nach Gambia für 3 Wo. , werde versuchen die Geburtsstation zu besuchen, finde diese Projekte sehr wichtig !
Tolle Arbeit für ein tolles Projekt.
Die Erlebnisse in Afrika hast DU für immer, so ging es mir genauso, man sieht vieles anders ‚zuhause’…
Viele Grüsse Doris
Lieber Christoph, lieber Cord noch mal vielen Dank für die vielen tollen Eindrücke, die Ihr mir über die letzten Wochen geschenkt habt. Wirklich beeindruckt bin ich von eurem Projekt. Toll, was ihr hier geschaffen habt. Mir werden eure Berichte fehlen. Liebe Grüße, Frank